Mit den Botswana freunde ich mich sofort an. Es sind wunderbar freundliche und hilfsbereite Menschen, eher etwas zurückhaltend. Es geht weiterhin dem Fluss entlang, jetzt aber mit einigem Abstand. Eigentlich wäre das hier ideal zum wild Zelten: wenig Leute und viele gute Gelegenheiten. Doch das ist etwas, was ich mir vorgenommen hier in Botswana nicht zu machen. Botswana hat zwar einige Wild-Parks, aber eigentlich IST ganz Botswana ein eigentlicher Park. Es hat hier so viele Tiere, dass man Elefanten und anderes Grosswild auch entlang der Hauptstrasse sieht.
Die Fahrten tagsüber sind recht eintönig, hunderte Kilometer geht es einfach gerade durch den Busch. Dafür sind die Abende umso unterhaltsamer. Im Ort wo ich heute übernachten will, frage ich beim Bus-Stop wo ich das hier machen könne. Ein Mann hilft mir und kurz darauf treffe ich den Chief dieser Gemeinde. Er nimmt mich mit zu sich nach Hause wo ich im Hof das Zelt aufstellen darf und erzählt mir, dass die Elefanten hier ein grosses Problem seien, weil sie immer wieder die Felder kaputt machen. Am nächsten Abend frage ich bei der Polizeistation ob ich da mein Zelt aufstellen darf, worauf ich vom Polizei-Chef gleich ein leerstehendes Büro für die Nacht bekomme.

Der Okavango, der Fluss dem ich nun schon seit einiger Zeit folge, ist ja ein ganz spezieller Fluss. Er fliesst nämlich landeinwärts. Hier, mitten in der Kalahari versickert er dann in einem grossen Fluss-Delta mit unzähligen Seiten- und Nebenarmen: das Okavango Delta. Ein Paradies natürlich für alle möglichen Tiere.

Mit Alex, einem Guide, gehe ich dann in den nächsten Tagen die Gegend erkunden. Mit einem Mokoro, einem Kanu, fahren wir in das Delta hinein. Mit einem langen Stab steuert Alex unser Mokoro gekonnt durch die engen Kanäle. Fast lautlos gleiten wir durch ein Meer von Seerosen und Schilf und ich kann eine unglaubliche Vielfalt von Vögeln entdecken: Kingfisher, Störche, Seeadler und unzählige mehr. Am Ufer stellen wir dann unsere Zelte auf und richten unser Lager ein. Jeweils am frühen Morgen und am Abend gehen wir dann zu Fuss auf die Suche nach Tieren. 

So eine Safari zu Fuss ist ungemein intensiver, als mit einem Fahrzeug. Während wir durch den Busch gehen ist da ständig diese Spannung, was uns hinter dem nächsten Baum erwartet. Bald auch schon sehen wir frische Spuren von Löwen. Noch letzte Woche hätte er hier 5 gesehen, meint Alex. OK und was soll ich tun, wenn ich hier plötzlich einem Löwen gegenüber stehe? Einfach ruhig bleiben und ihm direkt in die Augen schauen, rät er mir. Aha. Ich kann die Taktik dann aber nicht anwenden, da es bei den Spuren bleibt. Nach einer guten Stunde Marsch steht dann urplötzlich eine grosse Herde Giraffen direkt vor uns. Es ist einer dieser magischen Momente, die ich wohl mein Leben lang nicht mehr vergessen werde, wie da 15 Giraffen in ihrer majestätischen Grösse unmittelbar vor mir stehen. Trotz ihrer Grössen bewegen sie sich unglaublich elegant und scheinen genau so fasziniert von mir zu sein wie ich von ihnen, so intensiv schauen sie mich an. Ich fühle mich wie versetzt in eine andere Welt und könnte den Tieren stundenlang zuschauen. Etwas weiter dann taucht wie aus dem Nichts plötzlich ein Elefant vor uns auf. Wenn man so zu Fuss unmittelbar vor einem riesigen Elefanten Bullen steht, ist das schon sehr ein sehr beindruckendes und Respekt einflössendes Erlebnis. Wir sehen dann noch grossen Herden von Gnu's, Warzenschweine, Hippos, Zebras und Paviane. 

Der Streckenverlauf der nächsten Etappe ist relativ einfach erklärt: erst 300km nach Osten und dann 300km nach Norden, immer flach und immer schnurgerade durch Buschland. So eintönig wie diese Beschreibung ist die Fahrt aber auf keinen Fall. Der Abschnitt nach Norden wird auch 'Elephant-Highway' genannt und er wird seinem Namen mehr als gerecht. Es ist ein einmaliges Erlebnis. Wo sonst auf diesem Planeten kann man mit dem Velo noch mitten durch wilde Elefantenherden fahren? Es dauert denn auch nicht lange, sehe ich immer wieder Elefanten gleich neben der Strasse! Am frühen Morgen kann ich riesige Herden von Zebras sehen. Offenbar sind die sich nicht gewohnt Velofahrer zu sehen. Die ganze Herde bricht jeweils fast in Panik aus, wenn ich angefahren komme. Löwen, von denen es auch jede Menge hier hat, wie mir die Einheimischen immer wieder versichern, lassen sich zum Glück nicht blicken. Ich fahre trotzdem 3 Tage lang mit leicht erhöhtem Adrenalin-Spiegel...

Während der Zöllner mir das Visum für Simbabwe ausstellt, zählt er auf welche Tiere es denn auf den nächsten 70 km durch den Park alles so gibt (alle Big 5). Ich solle einfach schnell durchfahren… und ob ich das mache.

Mosi-oa-Tunya, donnernder Rauch, nennen die Einheimischen die Victoriafälle, eine sehr treffende Beschreibung. Auf 1.7 km Breite donnert das Wasser 110m in eine Schlucht runter. Jetzt, nach der Regenzeit hat es so viel Wasser, dass man vor lauter Sprühnebel kaum was sieht, dafür ordentlich nass wird. Aber diese unglaublichen Kräfte die da frei werden sind schon gewaltig. Über eine spektakuläre Brücke gleich vor den Fällen geht es nach nur zwei Tagen in Simbabwe, bereits ins nächste Land, nach Sambia.