Nach einem langen Tag treffen wir am Abend in Taba ein. Trotz der späten Stunde wollen wir noch heute über die Grenze. Mit den vielen exotischen Stempeln im Pass (besonders der von Sudan gefällt den Beamten gar nicht) dauert die Einreise über zwei Stunden. Während ich so am Zoll warte realisiere ich langsam aber sicher, dass ich nach fast 14 Monaten nun Afrika definitiv verlassen habe. Dann kriegen wir unsere Pässe und dürfen rein nach Israel. Es ist schon lange dunkel und wir beschliessen in die Stadt zur Jugendherberge zu fahren. Als wir dort erfahren, dass wir hier für ein Bett im Dormitory 37$ bezahlen sollen, machen wir gleich wieder kehrt und gehen zurück zur Küste wo wir wild zelten. Das ist hier so üblich, dass wir kaum einen Platz finden, so viele andere hat es.
Zweieinhalb Monate sind Duncan und ich nun zusammen gefahren mit dem gemeinsamen Ziel: das Mittelmeer zu erreichen. Einmal in Israel, hält uns nichts mehr zurück. In 3 Tagen rasen wir durch die Wüste Negev Richtung Tel Aviv. Als wir dort am späten Nachmittag ankommen, werden wir von einem heftigen Gewitter empfangen (der erste Regen in Tel Aviv seit 7 Monaten). Uns ist es egal, obwohl wir klitschnass sind wollen wir runter zur Küste. Und dann ist es da vor uns, das Mittelmeer. Wir haben tatsächlich den ganzen afrikanischen Kontinent durchquert! Die Freude ist riesig, wir lassen die Velos stehen und rennen rein ins erstaunlich warme Wasser.
Duncan fliegt von hier nach Istanbul, von wo aus er nach Hause (London) fahren will. Ich schalte wieder einen Gang runter und starte zu einer Israel Rundfahrt.
Zuerst fahre ich der Mittelmeer-Küste entlang nach Norden. Der Versuch von den Hauptstrassen fern zu bleiben resultiert in einem kuriosen Mix aus Radwegen, Kiesstrasse, Singletrails, Schiebepassagen durch die Dünen und kurzen Abschnitten auf der Autobahn. Abends finde ich immer einen tollen Zeltplatz direkt am Meer. Danach hört sich meine Route schon fast an wie ein Auszug aus der Bibel: ich überquere den Jordan und fahre rauf auf die Golan Höhen. Danach geht es runter zum See von Genezareth und weiter nach Jerusalem.
Von Jerusalem starte ich zur langen Abfahrt runter ans Tote Meer. Bis auf 416m unterhalb des Meeresspiegel geht es schliesslich. Es ist der tiefste Punkt der Erde. Irgendwie glaubt man es ja erst, wenn man dann selbst im Wasser drin ist: wegen des extrem hohen Salzgehaltes schwebt man hier einfach so im Wasser. Ich zelte direkt am Ufer und lasse mir dieses Bad natürlich nicht entgehen.
Besonders während der Fahrt entlang des Toten Meers und des Jordan staune ich immer wieder, wie es die Israeli geschafft haben, auch aus dieser eigentlich wüstenartigen Gegend, ein produktives Landwirtschafts-Gebiete gemacht zu haben.
Schließlich erreiche ich wieder Eilat am Roten Meer, wo ich von Ägypten her kommend die Grenze überquert hatte. Ich lasse das Velo hier zurück, während ich noch einmal nach Tel Aviv gehen muss um meinen Pass abzuholen, der dort auf ein Visum wartet. Eine ganze Woche muss ich dann schliesslich dort warten, bis ich diese Visum endlich in den Händen habe.
Wieder zurück in Eilat überquere ich die Gerne nach Jordanien. Die Grenzbeamten wollen wissen, wo ich den hin wolle. ‚Nach Amman‘ antworte ich, das etwa 400km entfernt ist. Die Beamten scheinen sich nicht sicher zu sein, ob sie mich rein lassen sollen und telefonieren eine ganze Weile herum, ehe man mir dann mitteilt, dass ich rein darf.