Während der Fahrt entlang des Jordan in den letzten Tagen konnte ich ja schon ständig auf die jordanische Seite rüber sehen und habe die grossen Berge dort gesehen. Dementsprechend geht es denn auch sofort stetig bergauf als ich von Aqaba am Roten Meer durch die Wüste Richtung Norden starte. Bald tauchen tolle Sandsteinfelsen neben der Strasse auf, welche besonders in der Abendsonne genial aussehen.

Hinter einem solchen Felsen habe ich heute mein Zelt aufgestellt. Mitten in der Nacht werde ich von zwei Kerle geweckt. Ich begreife erst gar nicht was los ist und will mit ihnen plaudern. Als dann aber einer ‚Money‘ sagt und der andere mit einem Messer eine eindeutige Bewegung andeutet, wird auch mir klar was los ist. Ich gebe ihnen die 20 Dinar (25$) welche ich in meinem Portemonnaie habe (das restliche Geld steckt natürlich anderswo). Erst sind sie nicht zufrieden, wollen mehr. Als ich ihnen dann aber das leere Portemonnaie zeige, geben sie sich zufrieden und rennen weg.

Nur langsam erhole ich mich vom Schrecken. Hier schlafen kann ich aber nicht mehr. So packe ich dann meine Sachen zusammen und fahre im Dunkeln einige Kilometer weiter und stelle das Zelt dann irgendwo in dem Wüste auf.

Der Zwischenfall beschäftigt mich danach natürlich noch eine Weile. Es ist das erste Mal überhaupt, dass mir so etwas passiert ist. Ich bin aber vor allem froh, dass nicht Schlimmeres passiert ist. Im Rückblick hatte ich gegen ein paar meiner eigenen Regeln verstossen. Normalerweise zelte ich entweder direkt bei Häusern und frage die Leute oder dann so, dass ich nicht gesehen werde. Gestern war ich recht nahe von einem Dorf und wurde von ein paar Hirten auf deren Heimweg gesehen.

Kurz vor Petra erreiche ich den höchsten Punkt auf 1700m. Innerhalb eines einigen Tages ist es nun plötzlich richtig kalt geworden. Als ich am Morgen gestartet bin, waren es schon nur ein paar wenige Grade plus. Die Wolken voraus werden immer dunkler und bald beginnt es zu regnen. Während ich auf der hügeligen Strasse fahre, fallen die Temperaturen auf -5º, es regnet und schneit und ein eisiger Wind bläst mir entgegen. Mehrere Stunden fahre so, bis ich schlotternd Wadi Musa erreiche. Später erfahre ich, dass ein aussergewöhnliches Tief die ganze arabische Welt erfasst hat. In den zwei Tagen in denen ich hier bleibe schneit es fast durchgehend und bald ist alles weiss!

Das kalte Wetter kann mich natürlich nicht davon abhalten, die antike Stadt Petra zu besuchen. Ein wahrlich einzigartiger Ort. Alle Gebäude der Stadt wurden aus diesem rosa Sandstein gehauen. Der Moment wenn man durch As-Siq, diese enge Schlucht welche den Zugang zur Stadt bildet, geht und dann urplötzlich vor dem Portal der Schatzkammer steht welches aus der senkrechten Wand herausgehauen wurde, ist schlicht atemberaubend.

Zwei Tage lang versuche ich dann jeweils am Morgen die Stadt zu verlassen. Muss aber jedes mal wieder umkehren weil es einfach zu viel Schnee und Eis auf der Strasse hat. Beim dritten Versuch komme ich dann endlich weg und erreiche zwei Tage später Amman, die Hauptstadt. Von hier ist im Moment die Weiterfahrt in fast alle Richtungen kaum möglich und so verpacke im mein Velo für den Weiterflug. Wo die Fahrt genau weitergeht, verrate ich noch nicht, nur soviel: ich bin noch nicht auf dem Weg nach Hause... :-)

Ich wünsche euch allen frohe Weihnachten und dann einen guten Start ins neue Jahr!