Es ist, als ob jemand den Stecker gezogen hätte. Mit einem Mal ist es ruhig auf der Strasse. Obwohl der East-West-Highway eine der wichtigeren Strassen des Landes ist, hat es hier nur wenig Verkehr. Nepal ist ja vor allem bekannt wegen seiner hohen Berge und auch ich bin deswegen hierher gekommen. Während einer Woche geht es jetzt aber erstmal durch das flache Terai. Ich fahre durch eine wunderbar grüne Landschaft und entlang der Strasse hat es meist kleine Dörfer. Die freundliche und offene Art der Nepali ist sofort ansteckend. Dann in Butwal drehe ich nach Norden, die Steigungen nach Pokhara beginnen und schon bald kann ich die ersten Berge sehen.

Ich kann mich erst gar nicht entscheiden, ob ich denn nun den Annapurna Circuit zu Fuss oder mit dem Velo angehen soll. Schliesslich lockt mich dann aber doch die Versuchung, den Thorong La mit dem Velo zu fahren. Ich lasse fast alles Gepäck in Pokhara zurück und nehme nur das Nötigste mit. Auf der Annapurna Runde hat es ja alle paar Kilometer Lodges wo es Essen und Unterkunft gibt.

Erstmal brauche ich aber noch ein paar warme Sachen. Aber da bin ich hier in Nepal ja genau richtig, am Hauptsitz der besten ‚original nachgemachten‘ Outdoor Kleider.

In den ersten 2 Tagen fahre ich noch auf Strassen bis in Besisahar, wo dann der eigentliche Trek beginnt. Die Piste ist sofort recht anspruchsvoll mit vielen steilen Steigungen und ruppigen Passagen. An einigen Stellen ist die einfache Piste direkt aus der senkrechten Felswand gesprengt worden. Als ob das noch nicht genug wäre habe ich auch noch Wetterpech und es regnet den ganzen ersten Tag in Strömen. So darf ich mich dann auch noch zusätzlich mit einer verschlammten Piste auseinander setzten.

Der Regen hält die ganze erste Nacht über an. Als es dann am nächsten Tag wieder schön ist und ich die frisch verschneiten Berge sehe, ahne ich schon böses: die Schneefallgrenze ist weit hinunter gekommen. 

Tatsächlich, als ich am nächsten Tag die 2000m Höhe erreiche treffe ich auf den ersten Schnee. Ich schleppe das Velo noch einen Tag durch den tiefen Schnee und Matsch und sehe dann die Sinnlosigkeit ein. Ich bin noch nicht einmal auf der Hälfte der Höhe vom Thorong La und es hat hier bereits durchgehend 30-50cm Schnee. Ich kann ab hier bereits keine 100m mehr durchgehend fahren. So lasse ich denn schweren Herzens das Velo zurück und gehe weiter zu Fuss.

Jetzt in der Nebensaison ist es wunderbar ruhig hier. Ich treffe pro Tag vielleicht gerade mal 5 andere Trekker an. Die Blicke auf die umliegenden Gipfel des Annapurna und Manaslu sind spektakulär und immer wieder ein Grund für eine Pause.

Als ich Manag im leichten Schneetreiben verlasse hat es über Nacht noch einmal 15cm Neuschnee gegeben. Das schöne Wetter ist aber bald wieder zurück und auf dem Weg zum Fusse des Passes wandere ich durch eine traumhafte frisch verschneite Winterlandschaft.

-20ºC kalt. ist es, als ich das High Camp auf 4800m verlasse. Da warte ich doch gerne bis die ersten Sonnenstrahlen kommen. Da ich der erste bin am heutigen Tag, darf ich durch den frisch verblasenen Schnee zum Pass hoch spuren. In den letzten Tagen musste ich ja immer mit angezogener Handbremse gehen weil ich mich langsam an die Höhe angewöhnen musste. Nun aber am letzten Tag hält mich nichts mehr zurück und ich jogge regelrecht durch den Tiefschnee zum Thorong La auf 5416m hinauf, den ich nach weniger als 90min erreiche. Einfach herrlich hier oben: Alles ist tief verschneit und ausser meinen eigenen Spuren, einem Schild mit ein paar Gebetsfahnen nur Schnee, Gletscher Berge und absolute Ruhe.

Da ich ja wieder zu meinem Velo zurück muss, gehe ich den selben Weg wie ich gekommen bin wieder zurück anstatt den Circuit richtig zu vollenden.

Zurück in Pokhara gönne ich mir eine Pause und befreie meinen Magen wieder von hartnäckigen Bakterien welche ich (wie so viele Andere auch) unterwegs eingefangen habe. Ein Ereignis das mittlerweile schon fast Tradition hat: In den 3 mal in denen ich nun schon in Nepal war, hat es mich noch jedes mal erwischt.

Ich bin froh, ich ich dann endlich wieder etwas anderes als Porridge und Nudelsuppe essen kann.

Südlich von Kathmandu fahre ich noch einmal in die Berge. In einer langen, tollen Steigung geht es nach Daman. Von hier hat man eine der Besten Aussichten auf den Himalaya in ganz Nepal. Vom Dhaulagiri ganz im Westen bis zum Mt. Everest sind alle am Horizont aufgereiht.

 

Danach geht es in einer langen Abfahrt wieder runter ins flache Terai wo ich in den nächsten Tagen weiter Richtung Osten fahre bis zur Grenze.