Tansania gibt gleich richtig den Tarif bekannt: Nach der Grenze klettert die Strasse fast 2000m in die Höhe. Eine unglaublich grüne und fruchtbare Gegend. Überall hat es weite Teeplantagen und Bananen wachsen im Überfluss. Auf der anderen Seite der Bergkette wird es dann sofort markant trockener. Einige Tage lange fahre auf 1500-1800m Höhe. Am Morgen ist es hier richtig kalt und erstmals überhaupt auf dieser Reise fahre ich am Morgen mit langen Hosen. Diese letzten 800km bis zur Ostküste sind richtig toll und sehr abwechslungsreich. Ich fahre durch weite Pinien und Eukalyptus Wälder. Dann geht es runter und durch ein langes Tal mit einem richtigen Wald aus Baobabs. Nach Mikumi führt die Strasse wieder einmal während 50km durch einen Park. Praktischerweise steht am Strassenrand gleich eine 'Preisliste', was es kostet wenn man ein Tier anfährt. Ein Elefant schlägt mit 15'000$ zu Buche! OK, ich fahre vorsichtig…

Velos hat es nicht mehr so viele auf der Strasse, dafür nun umso mehr schwere Lastwagen und Busse die sehr aggressiv fahren. Zwischenzeitlich ist dann auch noch die Strasse eng und hat tiefe Spurrillen was die Sache nicht ungefährlich macht.

Die letzten Tage sind dann so richtig heiss und feucht und ich schwitze mal wieder unglaubliche Mengen. Ich bin froh als ich Dar es Salaam erreiche. Dass genau am gleichen Tag auch Obama der Stadt einen Besuch abstattet, vereinfacht die Verkehrslage bei der Stadteinfahrt allerdings auch nicht wirklich. Einen ganz hartnäckigen Begleiter kann ich hier nun endlich abschütteln: Seit ich in Namibia nach Osten gedreht habe, bin ich nun fast ständig gegen sehr oft, sehr starken Gegenwind gefahren!

Mit einer Fähre fahre ich von Dar nach Sansibar. Nach einem ersten Schock über die Preise (Unterkunft und Essen sind hier etwa 3x so teuer wie im restlichen Tansania) freunde ich mich aber schnell mit der Insel an. Es ist ein einzigartiger Schmelztiegel aus Persien und Afrika. Bereits im 8. Jahrhundert kamen persische Händler nach Sansibar und brachten den Islam, die noch heute vorherrschende Religion mit. In der Folge blühte der Handel mit Gewürzen, Elfenbein und Sklaven. Später residierte der Sultan von Oman hier und die Insel war dann sogar kurzzeitig eine eigene Republik und noch Heute gibt es bei der Ankunft einen Zoll und einen Stempel in den Pass.

Ich könnte stundenlang durch die engen, verwinkelten Gassen von Stone Town schlendern wo es immer wieder schöne Winkel und Märkte zu entdecken gibt. Übrigens wurde Freddie Mercury, der Leadsäger von Queen hier geboren.

An der Ostküste geniesse ich dann noch ein paar Tage an einem tollen Strand mit schwimmen im Indischen Ozean, Beach-Volleyball spielen und Party am Abend. 

Wieder auf dem Festland fahre ich der Küste entlang Richtung Norden. Durch den Saadani Park darf ich mit dem Velo fahren. In einem Dorf sehe ich eine grosse Menschenmenge vor mir auf der Strasse. Als ich anhalte entdecke ich ein 5m langes Monster von einer Schlange welche überfahren wurde neben der Strasse liegen und schlucke einmal leer. Ich fahre diese Strecke aber nicht unbedingt um Tiere zu sehen, es ist vielmehr der Route wegen, die ich nun fahren kann. Vor Dar war ich ja einige Zeit auf recht strak befahrenen Strassen unterwegs. Hier kann ich nun während 3 Tagen auf einer kleinen Piste praktisch ohne Verkehr der Küste entlang durch unzählige kleine Dörfer fahren. So macht Velofahren Spass. Abends bin ich jeweils ganz schön dreckig, wegen der staubigen Piste und der hohen Luftfeuchtigkeit. So bin ich dann trotzdem froh, als die Strasse wieder von der Küste weg ins Landesinnere und somit wieder auf angenehmere und kühlere Höhen führt.

Es geht denn auch gleich wieder richtig hoch nach Lusotho. Auf einer tollen Strasse fahre ich danach quer durch die Usambara Berge und geniesse dann eine Pause bei der Mambo Viewpoint Lodge mit sensationeller Aussicht runter auf die Mkomazi-Ebene. Die steile und sehr ruppige Abfahrt da runter hat es dann ganz schön in sich. Meine Finger brennen vom Dauerbremsen als ich wieder 1400m tiefer bin.

Nun geht es gerade auf den Kilimanjaro zu. Immer wieder scanne ich den Horizont auf der Suche nach dem Berg. Dieser ziert sich erst und versteckt sich in den Wolken, ehe ich den Schneebedeckten Gipfel dann sehe. Natürlich würde ich bei dessen Anblick am liebsten sofort da hoch steigen. Aber 1500$ zu bezahlen um einen Berg zu besteigen hat mit meiner Vorstellung von Bergsteigen relativ wenig gemeinsam. So lasse ich das dann sein und fahre statt dessen auf einer tollen Strasse einmal um den Berg herum.

In Arusha komme ich bei Erik unter, einem Amerikaner der schon viele Afrika-Radler beherbergt hat. Er kann mir helfen ein paar Ersatzteile zu besorgen und gibt mir wertvolle Tips für den nächsten Abstecher. Westlich von Arusha sind die grossen, bekannten Tierparks von Tansania: Ngorongoro Krater und Serengeti. Mit dem Velo darf ich dort natürlich nicht hinein, was ohnehin mein Budget sprengen würde. Aber es gibt eine Strasse die unmittelbar an der Grenze des Parks entlang führt. Ich werde zwar mehrmals gewarnt, dass es jetzt in der Trockenzeit dort extrem staubig sein soll, aber ich fahre natürlich trotzdem.

Etwa 120 verschiedene Volksgruppen leben in Tansania. Die Maasai sind nur einer davon, aber durch ihre typischen traditionellen Kleider und auffallenden Schmuck sind sie leicht zu erkennen. Hier in dieser Gegend hat es nun besonders viele von ihnen. Immer wieder treffe ich sie entlang der Piste mit ihren grossen Viehherden und halte für einen kurzen Schwatz oder sehe ihre einfachen Hütten. 

Je weiter nördlich ich komme, desto einsamer wird die Gegend. Als ich den Vulkan Oldoinyo Lengai erreicht habe, verlasse ich die holprige Piste. Ein paar Spuren folgend geht es nun quer durch fantastisches Grasland. Ich bin umgeben von mehreren Vulkankegeln und in der weiten Senke sehe ich viele Tiere: grosse Herden von Zebras, Gnus und Antilopen. Die Warnungen waren aber berechtigt: der Boden besteht neben den wenigen Grasbüscheln nur aus Staub. Fahren ist absolut unmöglich, im Gegenteil ich muss das schwere Velo viele Stunden lang durch bis zu 20cm tiefen Feinstaub schieben. Dass der Antrieb danach noch funktioniert ist ein kleines technisches Wunder. Als ich im nächsten Dorf wieder fahrbaren Untergrund erreiche bin ich froh. Über die Muriatata Hills, wo ich noch einmal viele Tiere sehen kann geht es dann wieder zurück zur Hauptstrasse und Richtung Grenze zu Kenia.