Der Grenzübertritt ist problemlos auch wenn die Grenzbeamten fast 15min lang meinen Pass und alle Angaben darin aufs Genauste überprüfen.

Dank dem dass es nun hier runter zur Grenze eine neue Schnellstrasse gibt, hat es auf der alten Strasse kaum noch Verkehr. Eine tolle Strasse. Diese Ruhe ist einfach grossartig: stundenlang kann ich auf diesen engen Strassen durch den dichten Wald fahren und höhre nicht anderes als die Tierstimmen aus dem Wald.

Hier im Süden Yunnans leben viele ethnische Minderheiten. Ich fahre an vielen Dörfern der Dai vorbei. Dicht aneinander gebaute wunderschöne Holzhäuser auf Stelzen mit einem markanten Dach aus Ziegeln.

Etwas später sind es dann vor allem die Hani welche die Landschaft prägen. Und wie sie das gemacht haben: über Jahrhunderte sind die Reisterrassen an den steilen Hängen von Yuanyang entstanden und bilden heute einen einzigartigen Anblick.

Die Vegetation ist noch immer subtropisch. Langsam aber sicher ändert sich das nun. Bambus und Bananen weichen Kiefern und Eukalyptus Bäumen und statt Reis wird immer öfter Weizen angepflanzt. Auch das Klima verändert sich langsam aber sicher. Es wird angenehm kühler und die Luft ist deutlich weniger feucht.

Mit den Städten hier in China ist das ja so eine Sache. Ab einer bestimmten Grösse sind diese Orte einfach alle gleich hässlich. Im Zuge der Modernisierung der Infrastruktur in einem für unsere Vorstellung unvorstellbaren Tempo in den letzten Jahren sind das alles austauschbare, uniforme Orte ohne jeden Charakter geworden. Davon ausgenommen sind höchstens touristische Orte.

Als ich südlich von Kunming langsam aber sicher in die ersten Orte dieser Grössenordnung komme bin ich aber äusserst positiv überrascht. Hier gibt es tatsächlich Städte mit einer schön erhaltenen Altstadt, wo man durch verkehrslose, enge Gassen schlendern kann. Es scheint also doch möglich zu sein: der schnelle Fortschritt den China will und die gleichzeitige Erhaltung von dem was China ausmacht. Bitte mehr davon!

Die ruhigen und schönen Landstrassen dauern an bis kurz vor Kunming. Erst ganz zum Schluss wird es hektisch auf der Strasse. Hier ist nun mal wieder eine wohlverdiente Pause nötig. In den 10 Tagen seit der Grenze bin ich 13'000 Höhenmeter gefahren.

In Kunming kriegt das Velo eine Generalüberholung. Die neuen Reifen, die ich mir hierher habe schicken lassen sind aber leider nicht auffindbar.

Die Landschaft bleibt sehr hügelig wie vor Kunming. Allmählich verschiebt sich das Ganze nun aber immer mehr in grössere Höhen. Bei fantastischem Wetter geniesse ich eine wunderschöne Gegend. Ich fahre durch weite Kiefernwälder. In den Tälern hat es hübsche Dörfer mit viel Landwirtschaft und auf der Strasse nur wenig Verkehr.

Bei Panzhihua aber muss ich mal wieder weit runter in ein Tal. Die folgenden 50km geht es durch ein Tal fahren welches geprägt ist von Kohleminen und Kohlekraftwerken. Alles ist Schwarz hier, die Strasse, die Bäume und die Häuser. Auf der Strasse ist eine stetige Flotte von Lastwagen unterwegs. Es dauert nicht lange und auch ich habe die Farbe des Russes übernommen. Als ich am Ende des Tals wieder in die Berge rauf fahren darf bin ich ganz schön froh.

Lijiang ist eine chinesische Touristen Haupt-Destination. Die schön erhaltene Altstadt mit ihren engen Gassen und Brücken ist romantisch, aber tagsüber herrschen in den engen Gassen Platzverhältnisse wie in der Luzerner Altstadt an der Fasnacht!

Essen gehen in China ist einfach genial. Egal was ich bestelle, es ist einfach immer sehr gut und unglaublich günstig. Alleine macht das aber nicht so viel Spass. An Touristenorten wie hier geniesse ich es dann zusammen mit anderen eine grosse Auswahl von verschiedenen Gerichten zu bestellen. Immer ein Festessen!

Vor 3 Jahren bin ich, damals von Lhasa her kommend, ja schon einmal durch diese Gegend gefahren. Ich will natürlich nicht noch einmal dieselbe Route fahren und suche nach Alternativen. Auf meiner Karte werde ich auch fündig. Da gibt es ab Lijiang eine Strasse die östlich der Berge direkt zur Tigersprung-Schlucht führt. Ich weiss, dass es auf beiden Seiten eine Strasse zur Schlucht hat und unten eine Fähre, aber was ist dazwischen? Komme ich da mit dem Velo durch? Niemand kann mir die Frage wirklich beantworten und so gehe ich halt einfach mal los.

Erstmal geht es am Yulong Xueshan vorbei. Der erste richtig grosse Berg. Was für ein Anblick, mein Herz springt vor Freude. Nach einer endlosen Abfahrt auf einer Kopfsteinpflaster Strasse komme ich zur Schlucht. Etwa 200 Höhenmeter muss ich das Velo und die Taschen einzeln den steilen Weg zum Fluss runter tragen und auf der anderen Seite wieder rauf.

Unten am Fluss treffe ich einen Mann der nicht mehr aus dem Staunen kommt, als ich ich erzähle woher ich komme. Er habe oben ein kleines Guesthouse, wo ich dann auch gerne übernachte. Es wird mal wieder ein lustiger Abend auch wenn wir uns nur mit Zeichen verständigen können.

Ich fahre gleich weiter auf dieser Seite der Berge. Schon wieder so ein Highlight diese Strasse: kein Verkehr, schöne Dörfer, weite Wälder, tolle Berge und das alles bei kristallklarer Luft und guter Fernsicht.

Was macht eine Stadt die sich gerne auch ein Stück vom Tourismus-Kuchen abschneiden möchte, aber keinen klingenden Namen hat? Ganz einfach, sie gibt sich einen neuen Namen. So geschehen hier in Zhongdian welches nicht einfach einen Namen sondern sich gleich in 'Shangri La' umbenennen lies, den utopischen, zeitlosen Ort aus James Hiltons Roman 'Lost Horizon'. Offenbar hat es sogar gewirkt.

Die grösste Attraktion hier ist für mich das PSB Büro. Freundlich lachende Beamte geben mir innerhalb von 20min eine Visaverlängerung (anderswo dauert das normalerweise eine Woche)!

Die Bauernhäuser in der Umgebung von Zhongdian gehören zu den eindrücklichsten die ich schon gesehen habe. Sie habe eine stattliche Grösse und bestehen auf 3 Seiten aus einer weiss verputzten Wand. Innen drinn ist dann alles aus Holz konstruiert. Das sind z.B. massive Baumstämme für die Säulen. Alles ist reich verziert mit Schnitzereien und Malereien und das flache Giebeldach ist mit Schindeln bedeckt.