An der Grenze zu Kambodscha will mal wieder einer der Beamten ein paar Dollar haben, 'Stempelgebühr'. Doch in solchen Momenten zücke ich mit Vorliebe meine Lieblingswaffe: Zeit. Davon habe ich mehr als genug und nach 5min wird es auch diesem Beamten zu dumm und er lässt mich auch so gehen.Sobald ich Geld gewechselt habe geht es wieder zurück in den Osten, wo noch einmal ein Stück des Ho Chi Minh Pfades auf mich wartet. Erstmal geht es aber wieder einmal auf einer furchtbar staubigen Piste nach Ban Lung. Ständig hat es grosse offene Buschfeuer neben der Strasse, welche die Leute offenbar absichtlich anzünden. Der bissige Rauch ist fast noch schlimmer aus der Staub.

Von hier geht es nun erst auf einer guten Piste bis zu einem grossen Fluss. Der Fährmann schläft gerade in seiner Hängematte auf der anderen Seite und es dauert eine Weile bis er mich hört. Dann aber bringt er mich mit seinem kleinen Floss auf die andere Seite. Nun geht es richtig los: Ein enger, sandiger Pfad führt mitten durch den Wald. Es ist schlicht genial, auch wenn es ab und zu sehr sandig ist...

Auf dem zweiten Teilstück hat man mittlerweile eine gute Piste gebaut. Da ich nun aber nicht mehr Schatten vom Wald kriege, bin ich der brutal brennenden Sonne schutzlos ausgeliefert. Die nächste Stadt liegt auf einer Hochebene und die Steigung da hoch ist mal wieder von der Sorte 'kürzeste Verbindung zwischen 2 Punkten'. Im Ort angekommen, steure ich direkt auf das erste Lokal zu um die verlorene Flüssigkeit wieder aufzufüllen.

Auf dem Weg zurück zum Mekong ist es mal wieder extrem staubig und die Sonne brennt brutal. Bei einer Baustelle sehe ich vor mir einen Tanklastwagen der die Strasse bespritzt. Ich zeige ihm, dass er mit dem Schlauch auf mich zielen soll und fahre danach eine ganze Weile im kühlen Wasserstrahl. Der Kerl auf dem Lastwagen hat genauso viel Spass daran mich anzuspritzen wie ich im Regen zu fahren. Eigentlich sollte ich die Jungs gleich engagieren, damit sie die nächsten Wochen so vor mich herfahren können...

Die bevorzugte Kleidung der Fauen hier in Kambodscha ist der Pyjama, kein Witz! Sieht schon etwas lustig aus wie da alle am hellichten Tag mit dem Pyjama durch die Strassen gehen :-). Also der Sarong sieht da dann doch schon deutlich eleganter aus.

Dem Mekong entlang fahre ich durch viele Fischerdörfer bis in die Hauptstadt. Phnom Penh ist eine Stadt der Gegensätze wie es nur eine asiatische Grossstadt sein kann: protziger Reichtum neben bitterer Armut, idyllische Plätze am Mekong und chaototischer Verkehr auf den Strassen, exotische Gerüche auf dem Markt und in den Tempeln und bestialischer Gestank von den Abfallbergen, freundliche lachende Menschen und Schauplatz eines der grössten Genozides der Menschheit. Das alles ist Phnom Penh und noch einiges mehr. Für mich ist es auch mal wieder eine Art Service-Station wo ich mich und die Ausrüstung auf Vordermann bringe.

Die 300km bis Siem Reap kann man getrost unter 'flach, heiss und eher langweilig' abhacken. Es gibt mir Gelegenheit, mich auf das Kommende einzustimmen: Angkor!

Angkor Wat ist das grösste religiöse Gebäude das je erstellt wurde. In der Umgebung von Siem Reap hat es aber gleich dutzende Tempelanlagen von ähnlichem Kaliber. Jede ist auf ihre Art einzigartig und verschieden. Mal ist es die schiere Grösse wie bei Angkor Wat, dann die einzigartigen Gesichter vom Bayon, die von riesigen Bäumen überwucherten Anlagen von Ta Prohm, die Reliefs von Banteay Srei oder die faszinierede Architektur von Preah Khan.

5 Tage lang fahre ich mit dem Velo kreuz und quer durch die Gegend und entdecke immer wieder neue Schätze. Ich bin absolut begeistert.

Auf dem Weg weg von Siem Reap fahre ich noch einmal bei einigen etwas weiter abgelegenen Ruinen vorbei. Ich fahre nun genau nach Norden zur Grenze mit Thailand. Die Fahrt ist oft etwas deprimierend. Der schöne dichte Wald wird hier rücksichtslos abgeholzt. Zurück bleiben kahle Flächen und Brandrodung.

Seit ein paar Monaten streiten Thailand und Kambodscha ja wegen eines Tempels hier in der Gegend. Kurz vor der Grenze hat es denn auch auf beiden Seiten recht viel Militär. Die Lage ist aber sehr entspannt und ruhig.

Schon von Weitem sehe ich den Hügelzug der die Grenze zu Thailand bildet. Zwar nur 400m hoch aber es ist seit Wochen die erste nennenswerte Bodenerhebung. Der Grenzübergang ist richtig angenehm. An diesen abgelegenen Übergang verirren sich wohl nicht sehr viele Falang. Ich sitze mit dem Grenzbeamten unter einem Babusdach, wir füllen zusammen die Papiere aus und ich erzähle noch ein wenig was ich da mache, ehe man den Pass stempelt und mir alles Gute wünscht.

Schon seit einer ganzen Weile ist es ja sehr heiss. Ich habe aber das Gefühl dass es immer nur noch schlimmer wird. Nach dem Mittag ist es fast nicht mehr auszuhalten auf der Strasse. Die 40 Grad im Schatten fühlen sich heisser an als jene in Zentralasien, weil es hier keine so trockene Hitze ist.

Ich versuche meinen Tagesablauf so zu planen, dass ich sehr früh starte damit ich am Mittag bereits am Ziel bin. Den Rest des Tages verbringe ich dann unter der Dusche oder vor einem Ventilator und schütte literweise Flüssigkeit in mich hinein.

Nach Laos und Kambodscha kommt mir Thailand unglaublich modern und westlich vor. In den Läden gibt es wieder alles und an jeder Strassenecke hat es einen ATM. An der ersten grossen Kreuzung taucht auch schon der erste 7eleven auf. Minutenlang gehe ich zwischen den Regalen auf und ab. Nicht weil ich mich nicht entscheiden kann welche Leckereien ich zuerst ausprobieren will, es ist hier drinn auf 20 Grad runter gekühlt!

Ich bleibe aber nur relativ kurz in Thailand, überquere schon bald wieder mit einer Fähre den Mekong und bin so zurück in Laos.