Die diesjährige Tour unterscheidet sich etwas von den letzten. Zuerst einmal bin ich nicht alleine unterwegs, Dani begleitet mich. Seit 20 Jahren haben wir davon gesprochen mal gemeinsam eine Tour zu machen, jetzt klappt es also doch noch. Zum Anderen bin ich nicht mit einem Tournenrad unterwegs, sondern mit meinem vollgefederten Carbon Mountainbike. Es wird ein paar lange Tragepassagen geben und da entscheidet jedes Kilo. Auch unser Gepäck ist extrem reduziert. Eigentlich haben wir nur warme Kleider, einen Schlafsack und die Kamera dabei. In der Gegend hat es ja alle paar Km ein Guesthouse wo man übernachten und essen kann, optimal also um mit ganz leichtem Gepäck zu reisen.
Wir wollen nach Mustang gehen und danach den Annapurna-Circuit über den Thorang La fahren. Vor 5 Jahren war ich ja schon mal auf dem Annapurna-Circuit, musste aber das Velo zurück lassen wegen zu viel Schnee. Diesmal soll es also hoffentlich klappen auch wenn es auch diesmal wieder im Februar, mitten im Winter ist.
Wir planen die Runde diesmal im Uhrzeigersinn. Hauptgrund dafür ist der Mustang Abschnitt. Diesen dürfen wir nur mit Permit und Guide machen. Da ist es einfacher diesen Teil zuerst zu machen. Ob wir über den 5416m Thorang La kommen im Winter ist nicht einfach sicher und deshalb ist die Planung so einfacher.
In Kathmandu organisieren wir alle Permits und treffen unseren Guide Nayna. Er wird zu Fuss unterwegs sein und wir treffen ihn dann einfach jeweils am Abend. Wir verabreden uns, ihn in 5 Tagen in Kagbeni, dem Eingangstor nach Mustang zu treffen.
Natürlich wollen uns alle noch von unserem Vorhaben abbringen. Es habe zu viel Schnee um nach Upper Mustang zu fahren und der Thorang La mit dem Bike im Winter und dann noch von der Seite...

Kathmandu

Wir lassen uns natürlich nicht von unseren Plänen abbringen und fahren am nächsten Tag mit dem Bus nach Pokhara. Dort starten wir am darauffolgenden Tag mit dem Bike. Gleich am ersten Tag geniessen wir einen der grossen Pluspunkte des Winters im Himalaya: die perfekte Fernsicht. Bei der Fahrt aus Pokhara präsentiert sich uns eine grandiose Sicht auf den Machapuchare und die umliegenden Berge. Am ersten Tag geht es auf der Hauptstrasse nach Westen. Der Verkehr ist erträglich allerdings ist fast die ganze Strecke eine einzige Baustelle.

Nach Baglun geht es dann so richtig los. Immer noch auf einer fast durchgehenden Baustelle, jetzt aber bereits mit kaum Verkehr klettern wir gut 2000m in die Höhe. Bereits hier haben wir immer wieder grossartige Sichten auf Daulaghiri und Annapurna.

Nach dieser Steigung geht es einem breiten Flussbett entlang über Jomson nach Kagbeni. Wie geplant treffen wir hier unseren Guide wieder. Weil Nayna uns wie gesagt zu Fuss begleitet, haben wir unsere Tagesettappen nicht länger als 30-40km geplant. Was sich als sehr weinig anhört passt aber optimal. Zu Beginn haben wir so immer noch Zeit für zusätzliche Abstecher, bald aber ist das Vorankommen nicht mehr so einfach und wir sind froh um so kurze Etappen.

Pokhara - Kagbeni

Wir fahren ja jetzt ganz im Norden Nepals an die Grenze zu Tibet. Die Landschaft passt sich entsprechend an. Es wird zunehmend karger, eine Art Hochgebirgswüste. In den Tälern dann immer wieder schöne kleine Dörfer, ähnlich wie Spiti oder Tibet. Die Gegend wird oft dominiert von rot leuchtenden Felsformationen.

Auf dem Weg nach Lo Manthang gilt es 4 4000er Pässe zu überwinden. Wir sind natürlich vor allem gespannt wieviel Schnee da liegt. Am ersten Pass kommen wir problemlos bis auf 3600m. Dann liegt öfters Schnee auf der Fahrbahn. Der ist aber meist hart und eisig und wir können recht gut darauf fahren. Es gibt natürlich auch immer mal wieder eine stärker eingeschneite Stelle im Schatten wo wir uns durchwühlen müssen. Insgesamt kommen wir aber immer recht gut durch. Mit einem anderen Fahrzeug wäre es aber definitiv unmöglich und so hat es auch auf der ganzen Strecke praktisch keine anderen Spuren ausser unseren.

Upper Mustang

Am Abend treffen wir uns jeweils in einem dieser Dörfer mit Nayna. Die Leute staunen jeweils nicht schlecht als wir auftauchen: wir sind im Moment die einzigen Touristen in ganz Mustang! Die Leute sind aber gut vernetzt und bald scheinen uns viele zu kennen wenn wir auftauchen. Die Dörfer sind hier noch so richtig ursprünglich, mit diesen eng ineinander verbauten Steinhäusern.

Als wir in Lo Manthang eintreffen fahren wir gleich auf den Dorfplatz wo die Männer zusammen sitzen. Mit einem grossen Hallo werden wir begrüsst, offenbar sind wir die ersten Touristen die diesen Winter hier eintreffen und auch sonst sind sie immer noch von der Aussenwelt abgeschlossen.

Upper Mustang

Lo Manthang besteht aus einer Stadtmauer welche ca. 100 Gebäude umschliesst incl. 3 Klöster. Diese und vor allem deren Wandmalereien wurden in den letzten Jahren aufwändig restauriert und sind fantastisch. Einer der Maler der bei der Restaurierierung mitgearbeitet hat führt uns rum und zeigt uns alles.

Zurück geht es über die gleiche Strecke nur übernachten wir in anderen Orten. Während dem Tag sind die Temperaturen recht angenehm zum Fahren wenn nicht gerade der berüchtigte Wind bläst, welcher sehr kalt sein kann. Sobald am Abend (später Nachmittag) die Sonne untergeht wird es aber richtig kalt. Wir verbringen die Abende meist mit unseren Gastgebern am Ofen in der Küche und sind oft bereits um 19:00  im warmen Schlafsack im 0 Grad kalten Zimmer.

An dar Fahren auf Schnee und Eis haben wir uns mittlerweile gewöhnt und das macht auch Spass. Nach dem Mittag wenn es wärmer wird, wird die Fahrbahn aber regelmässig durch das Schmelzwasser aufgeweicht und zu einer regelrechten Schlammpiste. Das macht deutlich weniger Spass und so starten wir meist eher früh wenn noch alles gefroren ist. 

Upper Mustang

Nach einer Woche in Mustang sind wir wieder zurück in Kagbeni. Wir verabschieden uns von Nayna und starten zum zweiten Abschnitt unserer Tour. Es soll nun über den Thorang La weiter gehen um so den Annapurna -Circuit zu vollenden. Der Grund weshalb fast alle Trekker die Runde im Gegenuhrzeigersinn machen ist, dass man durch den längeren Anweg besser Zeit hat sich an die Höhe anzupassen. Zudem hat es mehr Übernachtungsoptionen vor dem Pass. Vom High Camp sind es da nur noch 700Hm bis zum Pass, auf unserer Seite happige1800Hm. Da wir ja in Mustang aber bereits eine Woche lang zwischen 3500 und 4000m waren, sind wir bestens akklimatisiert. 

Von Kagbeni gibt es eine gute asphaltierte Strasse bis Muktinath auf 3650m. Wir putzen unsere Bikes noch einmal vom Schlamm und probieren die besten Tragvariante aus, ehe wir starten. Um das Ganze etwas einfacher zu machen planen wir die Bikes am ersten Tag auf 5000m zu bringen und dann noch einmal auf 4200 zurück zu kommen zum Übernachten bevor wir dann den Pass überqueren.

Thorang La

Als ob es nichts besonderes wäre fahren wir dann am Morgen aus Muktinath raus. Nach 300m ist aber bereits Schluss mit Fahren und wir montieren die Bikes auf unseren Rucksäcken. Ab hier ist es nun zu steil und es liegt eine geschlossene Schneedecke. Obwohl uns der Checkpoint versichert hat, dass eines der Guesthouses auf 4200m offen ist, ist alles geschlossen als wir dort eintreffen. Wir planen also kurzfristig um: heute gehen wir halt gleich über den Pass. Das sind immerhin 1800Hm auf 5000m Höhe. Langsam und gleichmässig beginnen wir mit dem Anstieg.

Mit der Kondition und der Höhe haben wir zum Glück überhaupt keine Probleme. Aber nach einiger Zeit beginnt der Rücken zu schmerzen vom Bike tragen. Im Schnee hat es meist eine recht gute Spur und so kommen wir recht gut voran. Am frühen Nachmittag haben wir dann den Thorang La auf 5416m erreicht. Jetzt so schnell als möglich runter ins High Camp, denn es bläst ein kalter Wind. Durch diesen sind die Spuren auf dieser Seite oft verweht und wir müssen vermehrt auch mal durch tieferen Schnee spuren. Glücklich erreichen wir aber schliesslich das Camp, stossen mit einem Bier auf den Erfolg an und wärmen uns am warmen Ofen wieder auf.

Manang - Dumre

Am nächsten Tag geht der Abstieg weiter. Natürlich weiterhin erstmal tragend durch denn Schnee. Dieser scheint auch gar nicht weniger zu werden im Gegenteil. Oft ist es hier nun ein mühsames waten durch weichen Plotsch. Erst kurz vor Manang können wir endlich aufsitzen und die letzten Km in den Ort rollen.

Am nächsten Tag lassen wir das Bike zur Abwechslung im Stall und gehen statt dessen zu Fuss auf eine Wanderung zum Ice Lake. Da der Weg komplett am Sonnenhang ist, ist hier alles aper. 1000Hm klettern wir so wieder in die Höhe und erhalten dadurch einen fantastischen Blick aus allererster Nähe auf die Annapurna Kette, wow!

Diese Seite des Passes sieht landschaftlich ganz anders aus. War es auf der anderen Seite eher eine Hochgebirgswüste, hat es hier nun wunderschöne Wälder. Die Wälder haben allerdings den Nachteil, dass in deren Schatten noch mehr Schnee liegt. Und so gibt es noch einige Schiebepassagen in den folgenden Tagen. 

Da wir noch ein paar nicht benötigte Reserve Tage haben können wir es aber gemütlich nehmen, zwischendurch eine Wanderung in den Wäldern unternehmen und kommen so langsam tiefer, ehe wir nach einem grossen Lawinenkegel den Schnee definitiv hinter uns lassen.

Zum Schluss wird das Tal dann zur engen Schlucht und die Strasse klebt spektakulär an der steilen Felswand. Schliesslich erreichen wir in Dumre wieder die Hauptstrasse und mit ihr das dazugehörende Gewusel von Verkehr und Leute. Mit dem Bus geht es zurück nach Kathmandu wo diese Tour zu Ende geht.