Kaum bin ich zurück in Laos, fahre ich wieder einen Abstecher nach Westen, weg von der Hauptrasse. Die ganze Gegend hier ist voll von grossen, steilen Karsthügeln um die herum sich die Strasse schlängelt. Das ist sofort wieder viel interessanter zum Fahren als diese endlosen Ebenen der letzten Wochen. In den Hügeln drinn hat es jede Menge Höhlen von denen ich einige besuche.

Mitten auf der Strecke kriege ich bei einer Familie eine kleines Bungalow zum Übernachten. In der Nacht beginnt es zu stürmen. Nach fast 2 Monaten ist es der erste Regen, aber es ist gleich ein richtiges tropisches Gewitter und ab und zu glaube ich dass mein Häuschen gleich weggespült wird von den Fluten.

Was macht ein Fluss, wenn ein Berg genau in seinem Lauf steht? Normalerweise wohl staut er sich oder er sucht sich einen Weg drumherum. Nicht so hier in Kong Lo. Hier hat sich der Fluss doch tatsächlich einen Tunnel gerade durch den Berg herausgefressen! Mit einem Longtail Boot fahre ich auf dem Fluss durch die gut 7km langen Höhle. Es ist dunkel wie in einer Kuh und nur der Strahl der Stirnlampen meiner Bootsführer lässt ab und zu die gewaltigen Dimensionen dieser bis zu 100m breiten und hohen Kavernen erahnen. Ich fühle mich wie mitten in Jules Verne's 'Reise zum Mittelpunkt der Erde'. Ein einmaliges Erlebnis.

Mindestens so schön ist der Aufenthalt im kleinen Dorf neben der Höhle. Bei einer Familie kriege ich ein einfaches Zimmer. Zu essen gibt es vor allem Klebereis, an den ich mich nach ein paar Wochen Laos schon richtig gewöhnt habe. Abends spiele ich mit den Kindern noch eine Runde Fussball auf dem trockenen Reisfeld. Nach 8 ist es im Dorf bereits dunkel und ruhig, dafür scheinen um 5 alle bereits wieder auf den Beinen zu sein. Bevor ich am nächsten Tag wieder starte bindet mir die Grossmutter leise murmelnd ein farbiges Band ums Handgelenk. Es soll mir Glück bringen.

Vientiane ist eine richtig gemütliche Kleinstadt. Dass es eine Hauptstadt ist würde man nie vermuten hätte es nicht einige Botschaften hier. Die Hauptattraktion ist für mich ganz klar das Essen. Hier gibt es mal wieder richtig gute und internationale Küche. Abends am Mekong Ufer ein kühles Beerlao trinken und dabei den Sonnenuntergang beobachten ist definitiv nicht nur meine Lieblingsbeschäftigung hier.

Ich starte ja immer sehr früh am Morgen. Das ist genau auch die Zeit zu der die Mönche in ihren safran-gelben Roben durch die Strassen gehen und bei den Leuten um Essen bitten. Fast jeden Morgen kann ich das beobachten wenn ich in einem Ort starte.

Auf den Märkten gibt es hier ja ab und zu die komischsten Sachen zu kaufen. Scheinbar alles war sich mal bewegt hat wird auch gegessen. Es gibt allerlei Vögel, Katzen, Ratten, Frösche etc. Bei einer Rast bietet mir ein Mann von seinem Essen an. Ich probiere und frage danach was das denn war. 'Ameisen-Eier' meint dieser! Na zum Glück hab ich das nicht vorher gewusst, aber das Beste war, dass es noch richtig gut geschmeckt hat. Neben Früchten ist es aber oft recht schwierig etwas Gescheites für Unterwegs zum Essen zu finden.

Meine Gebete scheinen erhört worden zu sein. Nördlich von Vientiane geht es endlich wieder in die Berge. Dafür dann gleich richtig. Es gibt mal wieder ein paar lange, steile Anstiege und oben auf 1400m ist es dann endlich mal wieder etwas kühler in der Nacht.

Uli & Bine sind ebenfalls etwa seit einem Jahr mit dem Velo unterwegs und unseren letzten email-Kontakten nach sollten wir uns hier irgendwo auf der Strecke treffen. Als ich eines Nachmittags in einem kleinen Guesthouse entlang der Strasse schon beim verdienten Beerlao bin, treffen sie tatsächlich ein. Es wird ein kurzweiliger Abend und wir haben uns natürlich viel zu erzählen.

Luang Prabang ist die populärste Touristendestination in Laos. Es ist eine ruhige kleine Stadt am Mekong. Die meisten Häuser sind im ehemaligen Kolonialstil gehalten. Am Schatten der Palmen spielen die Männer Boule und es gibt Baquette und Crepes. Am Abend wird die Hauptstrasse kurzerhand abgesperrt und in einen riesigen Handwerker-Markt umfunktioniert. In den Nebengassen gibt es viele Essstände wo es allerhand Leckeres auszuprobieren gibt.

Das mit den vielen oft auch besser betuchten Touristen ist leider auch ein Nachteil. Für alles und jedes wird hier Geld verlangt und nicht zu knapp. Um eine (nicht sehr besondere) Höhle zu besichtigen bezahle ich hier 10x soviel wie sonstwo und sogar um das Velo davor abzustellen wird abkassiert.

Leider habe ich mit meiner Essens-Auswahl nicht besonders Glück und muss danach für ein paar Tage etwas kürzer treten, ehe meine Verdauung wieder wie gewünscht funktioniert.

Schon vor Luang Prabang hatte es ja wieder viele dieser Brände, wo ganze Hügelzüge angezündet wurden. Doch hier hat das Ganze nun einen neuen Höhepunkt erreicht. Tagsüber sieht man durch die Mischung aus Nebel und Rauch kaum mehr die Sonne. Ich wollte eigentlich noch ein paar Abstecher hier im Norden fahren, doch bei der Luft und der trostlosen Landschaft lasse ich das dann doch sein.

Ich passiere die letzten Kinder die für ein 'high five' an die Strasse gerannt kommen, die letzten Sabai dii's, dann verlasse ich Laos über die Grenze nach China.