In Hanoi setze ich die Reise fort. Die geschäftige Altstadt gefällt mir sofort. Unzählige Motorräder drängen sich durch die engen Gassen, überall hat es Märkte und Essstände. Die Stadt pulsiert richtiggehend vor Leben.
Als erstes mache ich einen Ausflug zur Halong Bay. Da das mit dem Velo nicht gut geht schliesse ich mich einer Gruppe an. Hier an der Küste hat es viele felsige Inseln aus Kalkstein und entsprechend viele Höhlen. Während 3 Tagen tuckern wir mit einem Boot um diese Inseln. Danach kann ich kaum noch warten endlich wieder auf das Velo zu sitzen und meinen Reiserhythmus wieder selbst zu bestimmen. Ich bin es gar nicht mehr gewohnt, dass es so viele Touristen hat und die Einheimischen sind entsprechend an diesen Orten auch immer darauf aus schnelles Geld zu machen.
Mit dem Velo starte ich danach Richtung Nordwesten, rauf in die gebirgige Grenzregion zu Laos und China. Nach einem ersten etwas flachen Tag geht es los mit den Bergen. Diese sind nicht besonders hoch aber steil, sehr steil. Es gibt hier kaum einen flachen Meter, ständig geht es eine 10%-Steigung hoch oder runter.
Die Leute sind einfach unglaublich. Jeder der mich sieht, lacht, winkt mir zu und grüsst mich. Klar, wenn das gerade mal sehr viele Leute sind, oder ich in einer langen Steigung drinn bin, kann das auch anstrengend sein. Meistens ist es aber sehr nett.
Das Wetter aber gefällt mir ganz und gar nicht. Die ersten 4 Tage fahre ich bei kühlen Temperaturen im ständigen Nebel und Regen. Oft sehe ich nicht mehr als 100m. An einem Pass ist gerade eine grosse Baustelle. Das hat zur Folge, dass ich einige Male durch den Morast fahren muss. Bei diesem Wetter eine furchtbar dreckige Angelegenheit. Die Erde ist hier so etwas klebrig, dass ich bereits nach 100m die Räder nicht mehr drehen kann. Endlich im Ort angekommen leihe ich mir einen Schlauch aus und spritze erstmal das Velo und mich sauber, ehe ich mich auf die Suche nach einem Zimmer mache.
Dann aber wird das Wetter besser. Gerade rechtzeitig, denn nun folgt der schönste Streckenabschnitt. Es gibt hier im Norden viele Hilltribes die in kleinen Dörfern in den Bergen leben. Die Strasse ist kaum noch Fahrzeug-breit, es hat nur noch Fussgänger, Velofahrer und Motorradfahrer unterwegs und sie windet sich durch zahllose dieser kleinen Dörfer. Einfach herrlich diese Idylle hier: terrassierte Reisfelder und Teeplantagen soweit man sehen kann. Enten, Gänse, Hühner, kleine Schweinchen und Wasserbüffel springen ständig auf der Strasse herum. Die Leute leben in einfachen aber schönen Holzhäusern die auf Stelzen gebaut sind.
Nach einer Woche erreiche ich Sapa. Hier hat es plötzlich wieder Touristen. Eigentlich lustig, der Ort liegt recht hoch in den Bergen und es ist ständig neblig und nass während es rundherum wo keine Leute sind, schön ist.
Ich freue mich aber Gesellschaft zu haben an Silvester, nachdem ich den Weihnachtsabend doch etwas gar trist in einem kalten Zimmer irgendwo entlang der Strasse verbracht habe.
Kaum bin ich wieder zurück auf der Höhe von Hanoi und aus den Bergen raus ist es fertig mit der Ruhe auf der Strasse. Nachdem was ich bei der Ausfahrt von Hanoi gesehen habe graut mir etwas vor der Fahrt nach Süden. Hier wird das Land schnell enger und es gibt im Prinzip nur noch 2 Strassen die nach Süden führen. Die Hauptverbindungstrasse, die Nr.1, versuche ich so gut es geht zu meiden. Einmal aber muss ich zum Geldwechseln in eine grössere Stadt und fahre danach ein Stück auf dieser Strasse.
Meine Güte ist das hektisch. Die Lastwagen haben hier in Vietnam Hupen mit indischer Lautstärke und sie werden definitiv häufiger benutzt als die Bremsen. Jeder hupt sich einfach seinen Weg frei. Es ist laut, gefährlich und dreckig. Blos wieder weg hier. Doch einfacher gesagt als getan. Schilder sind hier oft etwas Glücksache und ich brauche 4 Versuche ehe ich endlich die Strasse rüber zur anderen Nord-Süd Route finde. Hier ist es nun aber wieder ruhig und angenehm zum Fahren.
Ich kann ja zur Abwechslung mal wieder die Schrift lesen hier in Vietnam. So habe ich bald herausgefunden, dass 'Nha Nghi' sowas wie Guesthouse heisst. So eines finde ich fast in jedem Dorf und hier kriege ich immer ein günstiges Zimmer. Ich habe ja in den letzten 8 Monaten fast immer im Zelt übernachtet, da kommt diese Abwechslung wie gerufen.
Leider hat das Wetter schon bald wieder zu neblig feucht und grau gewechselt seit ich aus den Bergen zurück bin. Zum Velofahren sind die Temperaturen um 15 Grad zwar recht angenehm. Mit der Zeit wird das Grau in Grau Bild dann aber doch etwas Langweilig und die Tatsache, dass das hier alles flach wie ein Pfannkuchen ist, verbessert diesen Eindruck auch nicht gerade.